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Ossama Zahloul
Schüler | Nordrhein-Westfalen
07.09.2023 um 00:57 Uhr
Stefan Slupetzky - Der Kondensmilchmann (2004)
Zwanzig nach sieben, Supermarkt «Fröhlicher Mohr». Die Fröhlichkeit hat sich ein lauschigeres Plätzchen gesucht, irgendwo weiter im Süden vielleicht, gegen Mittag, frühestens. Und auch kein Mohr weit und breit. Nur graue Mienen‚ graue Mäntel, graue Menschen. Louis Armstrong röhrt munter aus den Boxen, das nennen sie behagliche Atmosphäre, draußen grauer Himmel, zwanzig nach sieben in der Früh, ein Scherz. Die Kassen rattern.
Vorne sie, einen Apfel in der Hand, hinten er, Kondensmilch, wie immer. Ganz vorne in der Reihe ein alter Mann mit vollem Einkaufswagen. Schokozwergi, nichts als Schokozwergi. Alte Männer gehen sonst nur nachmittags zum «Fröhlichen Mohren». Wahrscheinlich kommen seine Enkel auf Besuch, denkt der Kondensmilchmann am Schluss der Schlange, umso besser. Und er betrachtet wieder sie. Die Apfelfrau. Katzenhafte Apfelfrau.
Täglich um zwanzig nach sieben kauft die Apfelfrau einen Apfel. Täglich um zwanzig nach sieben kauft der Kondensmilchmann eine Dose Kondensmilch. Er braucht keine Kondensmilch. Seinen Kaffee trinkt er schwarz. Er müsste erst viel später aus dem Bett. Doch dann wäre sie nicht mehr da, die Apfelfrau. Katzenhafte Apfelfrau. Schwarz glänzende, weißhäutige Apfelfrau. Sie könnte Tänzerin sein. Aber Tänzer tanzen nicht um diese Uhrzeit.
Täglich um zwanzig nach sieben steht der Kondensmilchmann in der Warteschlange. Gleich hinter der Apfelfrau. Er kauft Kondensmilch, weil Kondensmilch haltbar ist. Etwas muss er kaufen. So kann er die Apfelfrau ansehen. Er bezahlt und tritt auf die Straße. Grauer Himmel, Nieselregen. Die Apfelfrau verschwindet eben um die Ecke. Wahrscheinlich ist sie Studentin. Eine von den fleißigen. Der Kondensmilchmann geht heim und stellt die Dose mit Kondensmilch zu den anderen.
Es sind Hunderte. Sie stapeln sich in der Küche, im Bad, im Schlafzimmer. Sie füllen die Schränke. Der Kondensmilchmann geht seit über zwei Jahren zum «Fröhlichen Mohren». Das macht rund sechshundert Dosen Kondensmilch, wenn man die Sonntage und die Ferien wegzählt. An den Sonntagen kein «Fröhlicher Mohr». In den Ferien keine Apfelfrau. Der Sommer kommt. Und die Ferien.
Der Kondensmilchmann hasst die Ferien. Er mag die Sonntage nicht, aber die Ferien fürchtet er. Zwei Monate ohne Apfelfrau.
Ich muss ein Zeichen setzen, stark sein, etwas wagen, denkt der Kondensmilchmann, morgen beginnen sie, die Ferien.
Zwanzig nach sieben, Supermarkt «Fröhlicher Mohr». Mahalia Jackson swingt über Müsliriegeln und Klosettpapier, draußen strahlt die Sonne. Der Kondensmilchmann fasst sich ein Herz. Er kauft keine Kondensmilch. Er kauft einen Apfel.
Vor ihm in der Schlange, katzenhaft, die Apfelfrau. Sie duftet.
Der Kondensmilchmann ist sehr aufgeregt. Er denkt: Ich habe ein Recht auf diesen Apfel. Viele Menschen essen Äpfel. Es ist ganz selbstverständlich. Ich kaufe einen Apfel, weil ich will. Dies ist ein freies Land. Ich bin ein freier Mann. Ich möchte heute einen Apfel essen. Er denkt: Ich habe noch nie einen Apfel gekauft. Ich bin ein unverschämter Kerl. Mein Zeichen ist zu aufdringlich, zu plump. Hoffentlich bemerkt sie es nicht.
Die Apfelfrau bemerkt es nicht. Biegt um die Ecke, und die Ferien kommen.
Es werden seltsame Ferien. Heiße, gute Ferien. Der Kondensmilchmann kauft keine Kondensmilch mehr. Er schläft sich aus. Er schreibt. Er fährt mit seinem Rad zum See, liegt in der Sonne, schwimmt. Neben ihm liegt eine Frau im Gras. Sie liest ein Buch. Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Manchmal ist alles so einfach.
Als die Tage kürzer werden und die ersten Drachen steigen, sind sie ein Liebespaar. Er und sie, die Frau mit dem Buch. Die Ferien sind längst vorbei. Auf dem nassen Pflaster glänzt die Neonschrift des «Fröhlichen Mohren».
Der Kondensmilchmann geht nicht mehr hin. Er sucht eine größere Wohnung. Für sich und für seine Freundin und für das Kind, das sie erwartet. Und für sechshundert Dosen Kondensmilch.
Die Wohnung ist hell und schön. Gründerzeit.
«Vorher war diese Kommune drin», sagt der Makler. «Studenten. Nichtstuer eben. Man hat die Leute delogiert, nach allem, was die hier getrieben haben.»
«Sehen Sie selbst», sagt der Makler, «eine Wohnung ist doch kein Lagerhaus.» Er öffnet eine Tür. Dahinter stapeln sich die Einmachgläser bis zur Decke. Es sind Hunderte.
«Diese Verrückten», sagt der Makler zum Kondensmilchmann, «können Sie das verstehen? Apfelmus. Nichts als Apfelmus.»
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#445230
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Majed Alali
Freiwilliger Helfer | Nordrhein-Westfalen
07.12.2023 um 20:42 Uhr
Ich schreibe, nachste woche Deutsch klausur über das Buch Terror von Ferdinand können Mir jmd beispiel oder tips geben wie man sezenenanalyse schreiben und wie man so richtig lernt
Danke
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#445304
 
Kurde der was wurde
Schüler | Schleswig-Holstein
11.12.2023 um 15:36 Uhr
nein du huso
-1
#445314
 
Kurde der was wurde
Schüler | Schleswig-Holstein
11.12.2023 um 15:37 Uhr
Lern erstmal richtig zu schreiben!
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#445315
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BBCodes