Guten Morgen liebe Mit-Abiturienten und Forumsmitglieder!
Zur Vorbereitung fürs Deutsch Abi habe ich mich nun an Sekundärliteratur zu "Sommerhaus, später" schlaugelesen und konnte viele Interpretationen nicht ganz nachvollziehen. So wird meistens gesagt, dass die Erzählerin ihre Identität nicht gefunden habe, sich nicht festlegen könne oder eine Mitläuferin in ihrer Clique sei. Folglich könne man sich nicht mit ihr identifizieren usw. usw... Mir erging das völlig anders, da ich mich in dieser Figur ziemlich wiedergefunden habe und ihre Handlungen nachvollziehen konnte. Nun hoffe ich, hier eine Diskussion zu dem Thema anfangen zu können, um beide Seiten mal sehen zu können... Voilà, meine Gedanken/Argumente zu dem Thema:
- Die Erzählerin ist konsequent in ihrer Lebensführung und agiert anhand ihrer Prinzipien (vgl. "Ich nicht. Ich wiederholte nicht, Ich kann sagen- es war nicht meine Art", S.156) - Ihre Beziehung mit Stein ist schon mal gescheitert, wobei der Leser aufgrund der Leerstellen in der Erzählung nicht über die genaueren Umstände informiert ist und folglich nicht über die nötigen Informationen verfügt, um über die Lage der Erzählerin urteilen zu können. (Die genauen Gründe für die Trennung nicht kennt) Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass die Kritik an der Erzählern zumeist von Lesern mit konservativen, traditionellen Lebensvorstellungen stammt (Lebensziel Sesshaftigkeit, Familie, Ehepartner), welche die liberale Lebensführung der Erzählerin einfach nicht nachvollziehen können. Mit einer gewissen Toleranz dafür, dass nicht jeder diese Lebensziele verfolgt, könnte eine andere Blickweise auf die Handlungen der Erzählerin ermöglicht werden
- Ich persönlich habe keine Indizien dafür gefunden, dass die Erzählerin eine Mitläuferin in ihrer Clique ist. Es könnte der Eindruck entstehen, dass sie keine wirklichen Symphatien für ihre Freunde hat, da dessen Beschreibung eher knapp ausfällt, dies ist m.M.n aber dem insgesamt nüchteren Erzählstil verschuldet.
Ich hoffe auf eine angeregte Diskussion
LG Nikki
Zur Vorbereitung fürs Deutsch Abi habe ich mich nun an Sekundärliteratur zu "Sommerhaus, später" schlaugelesen und konnte viele Interpretationen nicht ganz nachvollziehen. So wird meistens gesagt, dass die Erzählerin ihre Identität nicht gefunden habe, sich nicht festlegen könne oder eine Mitläuferin in ihrer Clique sei. Folglich könne man sich nicht mit ihr identifizieren usw. usw... Mir erging das völlig anders, da ich mich in dieser Figur ziemlich wiedergefunden habe und ihre Handlungen nachvollziehen konnte. Nun hoffe ich, hier eine Diskussion zu dem Thema anfangen zu können, um beide Seiten mal sehen zu können... Voilà, meine Gedanken/Argumente zu dem Thema:
- Die Erzählerin ist konsequent in ihrer Lebensführung und agiert anhand ihrer Prinzipien (vgl. "Ich nicht. Ich wiederholte nicht, Ich kann sagen- es war nicht meine Art", S.156) - Ihre Beziehung mit Stein ist schon mal gescheitert, wobei der Leser aufgrund der Leerstellen in der Erzählung nicht über die genaueren Umstände informiert ist und folglich nicht über die nötigen Informationen verfügt, um über die Lage der Erzählerin urteilen zu können. (Die genauen Gründe für die Trennung nicht kennt) Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass die Kritik an der Erzählern zumeist von Lesern mit konservativen, traditionellen Lebensvorstellungen stammt (Lebensziel Sesshaftigkeit, Familie, Ehepartner), welche die liberale Lebensführung der Erzählerin einfach nicht nachvollziehen können. Mit einer gewissen Toleranz dafür, dass nicht jeder diese Lebensziele verfolgt, könnte eine andere Blickweise auf die Handlungen der Erzählerin ermöglicht werden
- Ich persönlich habe keine Indizien dafür gefunden, dass die Erzählerin eine Mitläuferin in ihrer Clique ist. Es könnte der Eindruck entstehen, dass sie keine wirklichen Symphatien für ihre Freunde hat, da dessen Beschreibung eher knapp ausfällt, dies ist m.M.n aber dem insgesamt nüchteren Erzählstil verschuldet.
Ich hoffe auf eine angeregte Diskussion

LG Nikki
Hey Nikki,
ich würde mich wohl eher den konservativen Rezensenten anschließen
Ich fand die gesamte Erzählung nicht besonders gut und mit der Erzählerin konnte ich mich wirklich gar nicht identifizieren... Ich finde es aber interessant, dass du das anders siehst
Denkst du, dass die Erzählerin in Stein verliebt ist? Mich würde interessieren, wie du das interpretiert hast.
Ich denke, für die meisten ist es eben schwierig die Erzählerin zu verstehen, weil sie eben kaum Gefühle und Gedanken preisgibt. Auch ihre Prinzipien, die du ansprichst, wurden mir nicht wirklich deutlich. Worin bestehen diese denn deiner Meinung nach?
Man weiß bis zum Ende auch nicht wirklich, was sie für Stein fühlt. Ich konnte Stein etwas besser als sie verstehen: das Sommerhaus zu besitzen ist sein Traum und er will diesen gerne mit der Erzählerin gemeinsam verwirklichen. Er will sie nicht drängen, aber gibt eindeutig zu verstehen, dass er das möchte. Die Erzählerin scheint dieses aber nicht wirklich zu wollen, zumindest drückt sie sich vor der Entscheidung. Will sie es eigentlich schon, aber hat Bindungsängste? Zumindest wartet sie unnötigerweise so lange, bis es entgültig zu spät ist. Das kann ich einfach persönlich nicht nachvollziehen. Natürlich schiebe ich auch Sachen auf (z.B. die Abiturvorbereitung
), aber wenn sie Stein wirklich mag bzw. liebt und zu ihm ziehen möchte, dann sollte sie das doch schneller entscheiden können.
Dass sie überhaupt keine Ziele in ihrem Leben nennt und keinerlei Initiative zeigt, macht sie nicht unbedingt sympathischer für mich. Es wäre möglich, dass sie wenig Sympathien für ihre Freunde hegt, aber auch dann verstehen ich nicht, warum sie sich nicht von der Clique lossagt und neue Freunde sucht.
Ich hoffe, du verstehst meine Sichtweise auch und ich möchte dir die Erzählung nicht mies machen, aber ich persönlich konnte mit der Erzählerin nicht viel anfangen.
LG Annika
ich würde mich wohl eher den konservativen Rezensenten anschließen

Ich fand die gesamte Erzählung nicht besonders gut und mit der Erzählerin konnte ich mich wirklich gar nicht identifizieren... Ich finde es aber interessant, dass du das anders siehst

Denkst du, dass die Erzählerin in Stein verliebt ist? Mich würde interessieren, wie du das interpretiert hast.
Ich denke, für die meisten ist es eben schwierig die Erzählerin zu verstehen, weil sie eben kaum Gefühle und Gedanken preisgibt. Auch ihre Prinzipien, die du ansprichst, wurden mir nicht wirklich deutlich. Worin bestehen diese denn deiner Meinung nach?
Man weiß bis zum Ende auch nicht wirklich, was sie für Stein fühlt. Ich konnte Stein etwas besser als sie verstehen: das Sommerhaus zu besitzen ist sein Traum und er will diesen gerne mit der Erzählerin gemeinsam verwirklichen. Er will sie nicht drängen, aber gibt eindeutig zu verstehen, dass er das möchte. Die Erzählerin scheint dieses aber nicht wirklich zu wollen, zumindest drückt sie sich vor der Entscheidung. Will sie es eigentlich schon, aber hat Bindungsängste? Zumindest wartet sie unnötigerweise so lange, bis es entgültig zu spät ist. Das kann ich einfach persönlich nicht nachvollziehen. Natürlich schiebe ich auch Sachen auf (z.B. die Abiturvorbereitung

Dass sie überhaupt keine Ziele in ihrem Leben nennt und keinerlei Initiative zeigt, macht sie nicht unbedingt sympathischer für mich. Es wäre möglich, dass sie wenig Sympathien für ihre Freunde hegt, aber auch dann verstehen ich nicht, warum sie sich nicht von der Clique lossagt und neue Freunde sucht.
Ich hoffe, du verstehst meine Sichtweise auch und ich möchte dir die Erzählung nicht mies machen, aber ich persönlich konnte mit der Erzählerin nicht viel anfangen.
LG Annika
Hey Annika,
erstmal danke für den Beitrag und vor Allem für die Erklärung deiner Sichtweise, finds total interessant
Und keine Sorge, machst mir die Erzählung nicht mies, teilweise sehe/sah ich es genauso wie du
Ob die Erzählerin in Stein verliebt ist kann man nicht so ganz sagen, ich gehe davon aus, dass sie ihm gegenüber sehr ambivalente Gefühle hat, wobei sie sich einige nicht eingestehen will bzw versucht, diese zu verdrängen, was man ja am Erzählstil sieht (versucht distanziert zu berichten, zwischen den Zeilen kann man aber herauslesen, dass sie noch was für ihn empfindet "Er küßte Henriette, und wenn er das tat schaute ich weg." - Eifersucht, z.B). Warum die Erzählerin sich ihre Gefühle nicht eingestehen will, kann man aufgrund der Leerstellen ja nur vermuten. Vielleicht ist sie verletzt, weil Stein ohne weiteres die Trennung hingenommen hat und sich einfach durchs Haus gevögelt hat, vielleicht gibt es Charaktereigenschaften an Stein, von denen wir nichts wissen (bei der Hausbesichtigung hatte die Erzählerin ja an einem Punkt sogar Angst vor ihm (S.165)) Ich finde, dass das ziemlich schön verdeutlicht, wie ambivalent Beziehungen und Gefühle für eine Person sein können.
Auf die Clique der Erzählerin kann man die Individualisierungstheorie von Ulrich Beck anwenden- Diese Gruppe ist in der Lage, ihr Leben frei zu gestalten - sowohl finanziell als auch kulturell sind sie an keine/ wenige Beschränkungen gebunden (= sind nicht an Traditionen gebunden wie "man muss sich eine Familie aufbauen/ man muss Kinder kriegen/ einen festen, vernünftigen Job haben") sondern können ihr Leben abseits dieser Konventionen gestalten, was natürlich auch die Gefahr der Orientierungslosigkeit mit sich bringt (man hat so vielen Optionen- was macht man draus? => Es folgt ein Unvermögen, sich überhaupt zu entscheiden und so stagniert man entscheidungslos an einen Fleck) Vielleicht leidet die Erzählerin auch an dieser Orientierungslosigkeit, vielleicht lehnt sie diese gesellschaftlichen Konventionen auch einfach so konsequent ab, dass sie dafür ihre übrig gebliebenen Gefühle für Stein verdrängt. Das heißt, dass die Erzählerin konsequent einfach nicht sesshaft werden will, also nicht Gefahr laufen will, eine Familie aufzubauen (siehe ihre Ablehnung gegenüber dem Kind- vielleicht ein Symbol für Familie/das Kinderkriegen?) Man sieht ja die abfällige HAltung der Clique gegenüber Leuten, die einen traditionellen Lebensstil führen "Kleinbauern, Hobbygärtner, die uns haßten und die wir haßten" S.156. Möglicherweise sehen wir hier einen inneren Konflikt der Erzählerin, da ihre Vorstellungen von einem alternativen und unkonventionellen Leben mit ihren Gefühlen für Stein kollidieren, was ja schlichtweg nicht vereinbar ist (Stein will Sesshaftigkeit, die Erzählerin lehnt sesshafte Menschen ab, will folglich auf keinen Fall so sein). Gewissermaßen verlangt Stein von ihr, genau den Lebensweg einzuschlagen, gegen den sie rebelliert, was meiner Meinung nach einfach zu viel verlangt ist. Gleichzeitig ist die Geschichte zwischen den beiden ja noch nicht vorbei, Stein sagte ja, dass das Haus eine Option von vielen sei. Folglich besteht noch die Möglichkeit, dass sie zueinander finden, auf eine Weise, bei der die Erzählerin ihre Prinzipien nicht vollkommen aufgeben muss.
Ich freue mich darauf, deine Meinung dazu zu hören
LG Nikki
erstmal danke für den Beitrag und vor Allem für die Erklärung deiner Sichtweise, finds total interessant

Ob die Erzählerin in Stein verliebt ist kann man nicht so ganz sagen, ich gehe davon aus, dass sie ihm gegenüber sehr ambivalente Gefühle hat, wobei sie sich einige nicht eingestehen will bzw versucht, diese zu verdrängen, was man ja am Erzählstil sieht (versucht distanziert zu berichten, zwischen den Zeilen kann man aber herauslesen, dass sie noch was für ihn empfindet "Er küßte Henriette, und wenn er das tat schaute ich weg." - Eifersucht, z.B). Warum die Erzählerin sich ihre Gefühle nicht eingestehen will, kann man aufgrund der Leerstellen ja nur vermuten. Vielleicht ist sie verletzt, weil Stein ohne weiteres die Trennung hingenommen hat und sich einfach durchs Haus gevögelt hat, vielleicht gibt es Charaktereigenschaften an Stein, von denen wir nichts wissen (bei der Hausbesichtigung hatte die Erzählerin ja an einem Punkt sogar Angst vor ihm (S.165)) Ich finde, dass das ziemlich schön verdeutlicht, wie ambivalent Beziehungen und Gefühle für eine Person sein können.
Auf die Clique der Erzählerin kann man die Individualisierungstheorie von Ulrich Beck anwenden- Diese Gruppe ist in der Lage, ihr Leben frei zu gestalten - sowohl finanziell als auch kulturell sind sie an keine/ wenige Beschränkungen gebunden (= sind nicht an Traditionen gebunden wie "man muss sich eine Familie aufbauen/ man muss Kinder kriegen/ einen festen, vernünftigen Job haben") sondern können ihr Leben abseits dieser Konventionen gestalten, was natürlich auch die Gefahr der Orientierungslosigkeit mit sich bringt (man hat so vielen Optionen- was macht man draus? => Es folgt ein Unvermögen, sich überhaupt zu entscheiden und so stagniert man entscheidungslos an einen Fleck) Vielleicht leidet die Erzählerin auch an dieser Orientierungslosigkeit, vielleicht lehnt sie diese gesellschaftlichen Konventionen auch einfach so konsequent ab, dass sie dafür ihre übrig gebliebenen Gefühle für Stein verdrängt. Das heißt, dass die Erzählerin konsequent einfach nicht sesshaft werden will, also nicht Gefahr laufen will, eine Familie aufzubauen (siehe ihre Ablehnung gegenüber dem Kind- vielleicht ein Symbol für Familie/das Kinderkriegen?) Man sieht ja die abfällige HAltung der Clique gegenüber Leuten, die einen traditionellen Lebensstil führen "Kleinbauern, Hobbygärtner, die uns haßten und die wir haßten" S.156. Möglicherweise sehen wir hier einen inneren Konflikt der Erzählerin, da ihre Vorstellungen von einem alternativen und unkonventionellen Leben mit ihren Gefühlen für Stein kollidieren, was ja schlichtweg nicht vereinbar ist (Stein will Sesshaftigkeit, die Erzählerin lehnt sesshafte Menschen ab, will folglich auf keinen Fall so sein). Gewissermaßen verlangt Stein von ihr, genau den Lebensweg einzuschlagen, gegen den sie rebelliert, was meiner Meinung nach einfach zu viel verlangt ist. Gleichzeitig ist die Geschichte zwischen den beiden ja noch nicht vorbei, Stein sagte ja, dass das Haus eine Option von vielen sei. Folglich besteht noch die Möglichkeit, dass sie zueinander finden, auf eine Weise, bei der die Erzählerin ihre Prinzipien nicht vollkommen aufgeben muss.
Ich freue mich darauf, deine Meinung dazu zu hören

LG Nikki
Zuletzt bearbeitet von nikki_s am 24.04.2019 um 09:53 Uhr
Hey Nikki,
das sind echt gute Argumente und ich kann mich jetzt tatsächlich etwas besser in die Erzählerin hineinversetzen! Was die ambivalenten Gefühle und ihre Eifersucht angeht, stimme ich dir definitiv zu. Man weiß wirklich nicht genug über die Trennung, um das wirklich verstehen zu können. Für mich erscheint es unlogisch, verletzt zu sein o.ä. wenn sie doch diejenige war, die ihn rausgeschmissen hat. Du hast aber definitiv Recht, was möglicherweise uns nicht bekannte Charaktereigenschaften angeht, also die Tatsache, dass sie zwischendurch Angst vor ihm hat, deutet durchaus darauf hin, dass er vielleicht gewalttätig war o.ä., wobei das eigentlich überhaupt nicht zu dem Bild, das ich ansonsten von Stein gewonnen habe, passt. Die Tatsache, dass er sich nach der Trennung durch ihren gesamten Freundeskreis gevögelt hat, könnte tatsächlich ein Grund sein, warum sie sich nicht wieder auf ihn einlassen will. Vielleicht hat sie Angst, dass er sie irgendwann einfach fallen lässt und sie dann ihn und ihre Freunde verlieren würde (weil die Freunde es bestimmt ablehnen würden, wenn sie mit Stein so ein traditionelles Leben anfängt)?
Was mich immer noch sehr an der Erzählerin stört bzw. warum ich sie einfach nicht mag, ist neben der Orientierungslosigkeit, etc. ihre Unfähigkeit zu kommunizieren. Laut Lektüreschlüssel soll diese Kommunikationsunfähigkeit zwar Gesellschaftskritik darstellen, aber ich fände es einfach so viel sinnvoller, Stein einfach zu sagen, dass sie darüber erst nachdenken muss, diesen Lebensstil einfach nicht möchte/ ihre Einstellung nicht ändern möchte oder dieses Haus nicht als Option sieht, sich aber auch andere Optionen vorstellen könnte.
Dass die Ablehnung gegenüber dem Kind ihre generelle Abneigung gegenüber Sesshaftigkeit und Familie gründen darstellen soll, finde ich plausibel.
Ich glaube, dass du Recht hast, dass Stein zu viel von ihr verlangt. So habe ich das bis jetzt noch gar nicht gesehen.
Allerdings wäre ich da nicht so optimistisch wie du, was die Zukunft der beiden angeht. Für mich war das Abbrennen des Hauses ein recht klarer Hinweis, dass Stein diese Beziehung für immer beendet und sich von der Erzählerin entfernt.
Wir haben im Unterricht das Haus als Symbol für die Beziehung interpretiert (sehr kaputt, marode, man muss viel Zeit investieren, ist eine Möglichkeit, die aber Verantwortung mit sich bringt), aber dann arbeitet nur Stein daran und letztendlich zerstört er es.
Was hältst du denn dann von Stein?
Tatsächlich stellt Judith Hermann sehr ambivalente Charaktere mit widersprüchlichen Gefühlen dar - ob man das jetzt gut findet, ist eine andere Frage
- auch Stein will ja einerseits dazugehören, aber andererseits träumt er von diesem Sommerhaus, was ja nicht wirklich dazu passt.
Wahrscheinlich kann man das alles eben im Sinne des "Generationenporträts", für das die Autorin so gelobt wurde, interpretieren.
LG Annika
das sind echt gute Argumente und ich kann mich jetzt tatsächlich etwas besser in die Erzählerin hineinversetzen! Was die ambivalenten Gefühle und ihre Eifersucht angeht, stimme ich dir definitiv zu. Man weiß wirklich nicht genug über die Trennung, um das wirklich verstehen zu können. Für mich erscheint es unlogisch, verletzt zu sein o.ä. wenn sie doch diejenige war, die ihn rausgeschmissen hat. Du hast aber definitiv Recht, was möglicherweise uns nicht bekannte Charaktereigenschaften angeht, also die Tatsache, dass sie zwischendurch Angst vor ihm hat, deutet durchaus darauf hin, dass er vielleicht gewalttätig war o.ä., wobei das eigentlich überhaupt nicht zu dem Bild, das ich ansonsten von Stein gewonnen habe, passt. Die Tatsache, dass er sich nach der Trennung durch ihren gesamten Freundeskreis gevögelt hat, könnte tatsächlich ein Grund sein, warum sie sich nicht wieder auf ihn einlassen will. Vielleicht hat sie Angst, dass er sie irgendwann einfach fallen lässt und sie dann ihn und ihre Freunde verlieren würde (weil die Freunde es bestimmt ablehnen würden, wenn sie mit Stein so ein traditionelles Leben anfängt)?
Was mich immer noch sehr an der Erzählerin stört bzw. warum ich sie einfach nicht mag, ist neben der Orientierungslosigkeit, etc. ihre Unfähigkeit zu kommunizieren. Laut Lektüreschlüssel soll diese Kommunikationsunfähigkeit zwar Gesellschaftskritik darstellen, aber ich fände es einfach so viel sinnvoller, Stein einfach zu sagen, dass sie darüber erst nachdenken muss, diesen Lebensstil einfach nicht möchte/ ihre Einstellung nicht ändern möchte oder dieses Haus nicht als Option sieht, sich aber auch andere Optionen vorstellen könnte.
Dass die Ablehnung gegenüber dem Kind ihre generelle Abneigung gegenüber Sesshaftigkeit und Familie gründen darstellen soll, finde ich plausibel.
Ich glaube, dass du Recht hast, dass Stein zu viel von ihr verlangt. So habe ich das bis jetzt noch gar nicht gesehen.
Allerdings wäre ich da nicht so optimistisch wie du, was die Zukunft der beiden angeht. Für mich war das Abbrennen des Hauses ein recht klarer Hinweis, dass Stein diese Beziehung für immer beendet und sich von der Erzählerin entfernt.
Wir haben im Unterricht das Haus als Symbol für die Beziehung interpretiert (sehr kaputt, marode, man muss viel Zeit investieren, ist eine Möglichkeit, die aber Verantwortung mit sich bringt), aber dann arbeitet nur Stein daran und letztendlich zerstört er es.
Was hältst du denn dann von Stein?
Tatsächlich stellt Judith Hermann sehr ambivalente Charaktere mit widersprüchlichen Gefühlen dar - ob man das jetzt gut findet, ist eine andere Frage

Wahrscheinlich kann man das alles eben im Sinne des "Generationenporträts", für das die Autorin so gelobt wurde, interpretieren.
LG Annika