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JollyJumperJana
Schüler | Niedersachsen
28.09.2010 um 20:59 Uhr
Epistula morales (epist. 16,3-5) Seneca
1-3a

größtenteils eigene Übersetzung, wo sie es nicht ist, stehts hinter!

Übersetzung:

Welche Funktion hat die Philosophie?
Die Philosophie ist weder ein volkstümliches Handwerk, noch steht sie zur Prahlerei bereit; sie besteht nicht in Worten, sondern in Taten. Sie wird nicht dazu verwendet, dass mit irgendeiner Unterhaltung der Tag vergeudet wird, damit die Langeweile von der Ruhe weggenommen wird.
Sie formt und bildet den Geist, sie ordnet das Leben, sie lenkt die Handlungen, sie zeigt, was getan werden muss und zu unterlassen ist, sie sitzt am Steuerruder und richtet den Kurs gerade durch die Unsicherheit der Strömungen. Niemand kann ohne diese ruhig leben, niemand sorglos; unzählige Dinge ereignen sich in (den) einzelnen Stunden, die Rat erfordern, der von dieser zu erstreben ist.
Irgendjemand wird sagen: „Was nützt mir die Philosophie, wenn alles Schicksal ist? Was nützt sie, wenn Gott der Lenker ist? Was nützt sie, wenn der Zufall herrscht? Denn weder kann Sicheres abgeändert werden, noch kann irgendetwas gegen Unsicheres vorbereitet werden, sondern entweder kam Gott meinem Plan zuvor und hat entschieden, was ich tun sollte oder das Schicksal erlaubt meinem Planen nichts.“
Was auch immer davon stimmt, Lucilius, oder wenn all das stimmt: Es muss philosophiert werden.
Sei es, dass die Göttersprüche uns durch die unerbitterlichen Gesetze fesseln, sei es, dass Gott als Gebieter alles im Weltall geordnet hat, sei es, dass der Zufall, die menschlichen Dinge ohne Ordnung anstößt und herumschleudert: Die Philosophie soll uns beschützen. Diese wird ermahnen, dass wir gerne Gott gehorchen sollen, dass (wir) dem Schicksal trotzig gehorchen; diese wird lehren, dass du Gott folgst, du den Zufall erduldest.

2 Der Mensch
a) Was macht den Menschen zum Menschen?
Alles besteht im Hinblick auf sein Gut(es). Die Fruchtbarkeit und der Geschmack des Weines empfiehlt den Weinstock, die Schnelligkeit den Hirsch; du fragst, wie stark die Lasttiere im Hinblick auf ihren Rücken sind, dessen einziger Gebrauch dieser ist, die Last zu tragen; beim Hund ist der Spürsinn der erste, wenn er wilde Tiere aufspüren muss, (aber auch) der Lauf, wenn er verfolgen muss, (dann aber auch) die Kühnheit, wenn er beißen und angreifen muss: Dies muss in jedem das Beste sein, wofür er geboren wird, wodurch er eingeschätzt wird. Was ist das Beste im Menschen? Die Vernunft. Durch sie übertrifft er die Tiere, folgt er den Göttern. Deshalb ist die vollkommende Vernunft das ihm eigene Gut, jenem ist das Übrige mit den Tieren und Pflanzen gemeinsam. Er ist stark – Löwen auch. Er ist schön – Pfauen auch. Er ist schnell – Pferde auch. Ich sage nicht: In allen diesen Dingen wird er übertroffen. Ich frage nicht, was in ihm das Beste ist, sondern was ihm zu Eigen ist. Er hat einen Körper – Bäume auch. Er besitzt freiwilligen Antrieb und Bewegung – sowohl wilde Tiere, als auch Würmer auch. Er besitzt eine Stimme – aber so laut, wie Hunde, so spitz, wie Adler, wo wuchtig, wie Stiere, so schön und beweglich, wie Nachtigallen? Was ist das Eigene beim Menschen? Die Vernunft. Ist diese richtig und vollkommen, vollendet sie das Glück des Menschen. Wenn also jede Sache, die ihr Gut vollendet hat, lobenswert ist und an die Grenzen ihrer Natur stößt, dann ist aber für den Menschen sein Gut die Vernunft (ratio), wenn er diese vollendet hat, ist sie lobenswert und hat die Grenzen seiner Natur berührt. Diese vollendete Vernunft (virtus) wird Tugend (honestum) genannt und dieselbe ist angesehen.

b) Gibt es ein alleiniges Gut des Menschen?
Deshalb ist dies das einzige Gut des Menschen, das/weil es das einzige des Menschen ist; denn wir fragen nicht, was ein Gut sei, sondern, was das Gut des Menschen sei. Wenn es kein anderes Gut des Menschen gibt, als die Vernunft, wird diese dessen einziges Gut sein – aber es muss mit allen (anderen) abwägend verglichen werden. Wenn irgendwer schlecht ist, glaube ich, wird er missbilligt; wenn er gut ist, glaube ich, wird er für gut befunden. Dieses ist also das Erste und Alleinige Gut des Menschen, durch das er sowohl für gut, als/oder auch für schlecht befunden wird. Du zweifelst nicht, ob diese ein Gut ist (sei), (aber) du zweifelst, ob es das einzige Gut ist (sei). Wenn (irgend-)jemand alle anderen (Dinge) haben sollte – Gesundheit, Reichtum, viele Ahnenbilder, ein zahlreich (besuchtes) Atrium – aber unzweifelhaft schlecht sei, wirst du jenen für schlecht befinden; ebenfalls wenn jemand zwar nichts von diesen Dingen haben sollte, die ich aufgezählt habe – es ihm an Geld mangelt, an der Schar von Klienten, der Reihe des Adels und der Großväter und Vorfahren – aber unzweifelhaft gut ist, wirst du ihn für gut befinden. Also ist dies das einzige Gut des Menschen; der der das hat, auch wenn er von den anderen (Gütern) verlassen wurde, ist lobenswert; der der das nicht hat, wird trotz der Masse aller anderen (Güter) verurteilt und abgelehnt.

c) Was darf als alleiniges Gut des Menschen gelten?
Diese Lage der Dinge und die der Menschen ist dieselbe: Man nennt das Schiff gut, das nicht mit kostbaren Farben bemalt wurde, das weder einen silbernen noch goldenen Schiffschnabel hat, dass Schutz(göttin) nicht mit aus Elfenbein verziertem Relief ist und weder mit Geldkörben noch königlichen Reichtümern beladen ist, sondern das stabil, fest und die Verbindungen dicht, um das Wasser abzuweisen, massiv, um den Ansturm des Meeres zu ertragen, das dem Steuerruder gehorcht, schnell ist und den Wind nicht merkt; du nennst das Schwert gut, das keinen goldgeschmückten Gürtel hat und dessen Schwertscheide von den Edelsteinen getrennt ist, aber dessen Schneide scharf zum Schneiden ist und eine Spitze hat, die alle Bollwerke durchbricht; ein Lineal wird nicht (danach) untersucht, wie schön, sondern, wie gerade es ist. Jedes Ding, wird nach dem (Kriterium) gelobt, was für jenes, wofür es geschaffen wird, charakteristisch ist.
Also kommt es auch beim Menschen nicht darauf an, wie viel er pflügt, wie viel er auf Zinsen ausleiht, von wie vielen Leuten er gegrüßt wird, auf einem wie kostbaren Bett er liegt, aus welch durchsichtigem Becher er trinkt, aber wie gut er ist. Aber gut ist er, wenn er seine Vernunft ausführt und sittlich gut ist und an den Willen seiner Natur angepasst ist. Das nennt man Tugend, das ist das sittlich Gute und das einzige Gut des Menschen. Denn da die Vernunft den Menschen allein vollendet, macht ihn die Vernunft allein vollkommen glücklich; aber das ist das einzige Gut, durch das er allein glücklich gemacht wird.
Wir sagen, dass auch jene Dinge Güter sind, die durch die Tugend vollendet und verbunden wurden, das heißt all Werke von ihr; aber deswegen ist sie das einzige Gut, weil es keine ohne jene (sie) gibt.



3 Mensch und Gott
a) Kann man Gott in der Natur erkennen?

Du tust äußerst gute und auch heilsame Dinge, wenn di, wie du schreibst, weitermachst zum guten Gesinnen zu gehen, denn sie nur zu wünschen ist dumm, weil du sie von dir selbst erstreben kannst. Die Hände müssen nicht zum Himmel erhoben werden und der Tempelaufseher muss nicht angefleht werden, damit er uns an das Ohr des Götterbildnisses heranlässt, als ob wir dadurch mehr erhört werden können: Gott ist nahe bei dir, er ist mit dir, er ist in dir. So sage ich dir Lucilius: Der heilige Geist sitzt in uns, ein Beobachter und Wächter unseres Bösen und Guten; je nachdem dieser von uns behandelt wird, so behandelt er selbst uns.
Aber ohne Gott ist niemand ein guter Mann (oder Aber ein guter Mann ist ohne Gott niemand, bin mir nicht so sicher): Oder kann sich irgendjemand oberhalb des Schicksals erheben, wenn ihm nicht von jenem geholfen wird? Jener gibt große und aufrichtige Ratschläge. In einem jeden dieser guten Männer „wohnt ein Gott – welcher Gott ist unsicher -.“ Führt dich dein Weg einmal zu einem Walde mit einem dichten Bestand alter und über das gewöhnliche Maß hinausragender Bäume, die durch das vielfältige Ineinandergreifen der sich übereinander drängenden Äste den Himmel verschleiern, so wird die Erhabenheit dieses Waldes, das Geheimnisvolle der Örtlichkeit, das Wunderbare dieses dichten ununterbrochenen Schattenbereiches nicht verfehlen, den Glauben an göttliches Walten in dir zu wecken. (Satz nicht von mir!) Wenn irgendeine Höhle einen Berg in der Schwebe hängen lässt, weil er tief mit Felsen ausgefressen ist, nicht von Hand gemacht, sondern aus natürlichen Gründen in so großer Weite ausgehöhlt, erschüttert sie wohl deinen Geist durch eine gewisse Ahnung von etwas Göttlichem. Wir verehren die Quellen großer Flüsse; der plötzliche Ausbruch einer riesengroßen Wassermenge aus der Öde hat Altäre; die Wasser der heißen Quellen (Geysire) werden verehrt und die Seen verehrt man entweder durch die Schatten oder die unermesslich großen Tiefen.

Für Fragen zum Text stehe ich gerne Rede und Antwort.... verwirrt Lehren

JollyJumperJana Augenzwinkern
weiteres folgt noch demnächst wenn ich zeit finde weiterzuübersetzen smile
__________________

Bequemlichkeit ist keine Faulheit!

Über Danke-Klick freu ich mich auch immer Augenzwinkern
7
#102376
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strangely
Schüler | Niedersachsen
02.10.2010 um 17:20 Uhr
smile super, daaanke!
0
#102727
 
strangely
Schüler | Niedersachsen
09.11.2010 um 17:47 Uhr
das hier wäre dann eine weitere Übersetzung zu einem der folgenden Texte von mir (ziemlich wörtlich) ...vielleicht kann die ja noch wer gebrauchen Augenzwinkern

c| Was ist der Mensch


Wer ist also diese Seele? Jene gläntzt nicht, wenn das Gut nicht ihres ist. Was ist nämlich dümmer, als im Menschen Fremdes zu loben? Was ist schwachsinniger als an diesem, der diese <Eigenschaften> bewundert, die <aber> sofort auf jemand anderen übertragen werden können?
Güldene Zügel machen kein edleres Pferd.
Einerseits wird ein Löwe mit vergoldeter Mähne <in die Arena> geschickt, während er gestreichelt wird und erschöpft zur Nachsicht gezwungen wird, die Zierde zu ertragen; andererseits ein ungeschmückter <Löwe> des ursprünglichen Geistes:
Dieser ist nämlich im Angriff stark, wie jenen die Natur wollte, schön aus Schrecken, dessen Schmuck dieses ist, nicht ohne Angst betrachtet zu werden, er wird jenem Energielosen und Goldschimmernden vorgezogen.
Niemand darf sich mit nichts außer dem Seinigen rühmen.
Wir loben den Weinstock, wenn er die Zweige mit Frucht beläd, wenn er selbst durch die Last derer, welche er trägt, die Stützen niederbeugt:
Wer würde etwa diesem jenen Weinstock vorziehen, an welchem goldene Trauben und Blätter hängen?
3
#106338
 
Sweeney
Schüler | Niedersachsen
24.11.2010 um 19:12 Uhr
Aber ohne Gott ist niemand ein guter Mann (oder Aber ein guter Mann ist ohne Gott niemand, bin mir nicht so sicher):

Das ist ,meiner Meinung nach, beides richtig!
Wobei ich die erste Übersetzung besser finde.
0
#109425
 
strangely
Schüler | Niedersachsen
07.12.2010 um 20:51 Uhr
...und die Fortsetzung zu
c| Was ist der Mensch
(...falls sich kleine Fehler bei meinen Übersetzungen eingeschlichen haben sollten, wär es cool, wenn ihr mich einfach berichtigt großes Grinsen )


Die eigene Leistung ist beim Weinstock die Fruchtbarkeit; beim Menschen muss auch dieses gelobt werden, was sein Eigen ist. Er hat eine schöne Familie und ein schönes Haus, vieles bringt er hervor, er <kann> viel Geld auf Zinsen ausleihen: Nichts von diesen <Dingen> hier ist in ihm selbst, aber es ist um ihn herum.
Lobe bei jenem, was weder weggenommen noch gegeben werden kann, was das Eigene des Menschen ist.
Du fragst, was es ist? Die Seele und die Vernunft, die im Geist vollendet wurde. In der Tat ist der Mensch ein vernunftbegabtes Lebewesen, dessen Gut also zur Vollkommenheit gebracht worden ist, wenn er (der Mensch) dieses anfüllt, zu welchem er geboren wird.
Was ist es aber, was diese Vernunft von jenem fordert? Die Angelegenheit ist sehr einfach: Gemäß seiner Bestimmung leben. Aber der Wahnsinn der Öffentlichkeit macht dieses schwer: Wir treiben <uns> einander zu Fehlern. We können sie aber zur Gesinnung zurückgerufen werden, welche niemand zurückhält, das Volk treibt sie an.
Lebe wohl.
1
#110828
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BBCodes