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Turquoise
Schüler | Baden-Württemberg
13.06.2021 um 08:39 Uhr
Ich kann es zumindest versuchen (bin ja selbst nicht aus Hessen und mache Ethik, daher weiß ich nicht genau, mit welchen Philosophen ihr euch beschäftigt habt). Zu jeder dieser Fragen gibt es natürlich verschiedene Perspektiven, aber da ihr Kant und Utilitarismus gemacht zu haben scheint, beschränke ich mich mal darauf. Diese Fragen (und auch einen Großteil der Antworten) habe ich übrigens aus dem Buch "wer bin ich und wenn ja, wie viele" von Richard David Precht. Du hast ja deine Prüfung schon morgen, da wird es wohl etwas knapp, aber vielleicht hilft das ja noch anderen Leuten weiter, die noch etwas mehr Zeit haben.

(1) Besitzt ein Klon eine Menschenwürde?
- Nach Kant ist Voraussetzung für die Menschenwürde, dass man Vernunft besitzt und sich selbst Maximen (also Handlungsgrundsätze) geben kann. Sollte der Klon diese Voraussetzungen erfüllen, dann müsste er eigentlich auch über eine Menschenwürde verfügen. Natürlich sind diese Überlegungen rein hypothetisch, da Kant niemals explizit über das Klonen gesprochen hat und auch nicht allzu konsequent war, was die Menschenwürde angeht (bei ihm besitzt zum Beispiel ein unehelich gezeugter Mensch auch keine Menschenwürde, aber das ist noch einmal ein anderes Thema).

(2) Verstößt das Herstellen von Klonen allein schon gegen die Menschenwürde?
- Nach Kant ja, denn der Klon wird für den wissenschaftlichen Fortschritt instrumentalisiert. Außerdem kann man argumentieren, dass das Klonen für den Klon keinen Vorteil hat, da die Lebenszeit von Klonen sehr begrenzt ist und man so eigentlich nur ihre psychische und physische Gesundheit aufs Spiel setzt

(3) Sollte zumindest therapeutisches Klonen erlaubt sein?


(4) Lässt sich Fleischkonsum ethisch rechtfertigen?
- Peter Singer (Präferenzutilitarist) ist der Meinung, dass nicht die Intelligenz eines Lebewesens darüber entscheiden sollte, ob es schützenswerte ist, sondern seine Fähigkeit, Freude und Leid zu empfinden. Das können Tiere ja auch, daher wiegt für Singer der Genuss beim Fleischkonsum das tierische Leid nicht auf -> Fleischkonsum ist für ihn unethisch

(5) Soll man Menschenrechte auf Menschenaffen ausdehnen?
- Pro: Menschenaffen verfügen über geistige Eigenschaften wie soziale Strukturen, ein komplexes Kommunikationssystem, Wünsche und Absichten. Viele Tierrechtler sind daher der Meinung, man müsste Menschenaffen generell als "Person" ansehen, womit ja auch eine Anerkennung der Menschenwürde/Menschenrechte einhergehen würde.
- Contra: Menschenrechte sind auch mit Pflichten verbunden, z.B. (laut Kant)muss man auch die Menschenwürde/Menschenrechte Anderer anerkennen. Es ist fragwürdig, ob Menschenaffen dazu in der Lage wären. Außerdem würde sich die Grenze lediglich verschieben. Aktuelle verläuft sie zwischen Mensch und Affe, durch das Aufnehmen bestimmter Affenarten in den Begriff der Person würde sie zwischen verschiedenen Affenarten verlaufen. Manchen würden Menschenrechte zuteil, anderen nicht. Die Frage wäre also nicht gelöst, sondern hätte sich nur verlagert.

(6) Sollte man Tierarten aktiv vor dem Aussterben bewahren?
- Pro: Tiere haben ein Lebensinteresse (wieder Singer und damit Präferenzutilitarismus), vom Erhalten der meisten Tierarten (z.B. Bienen, Insekten generell) profitiert der Mensch auch, durch ihr Aussterben könnte das Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten, was negative Folgen für den Menschen haben könnte
- Contra: In der Natur gab es schon immer Katastrophen (Erdbeben, Überflutungen, Vulkanausbrüche), die zum Aussterben von Tierarten führten. Man könnte also davon ausgehen, dass es sich dabei um einen "harmonischen" Prozess handelt. An dieser Stelle nennen auch viele den Menschen selbst als eine Art "Naturkatastrophe", der ja auch aus der Natur hervorgegangen ist und somit auch gewissermaßen zum Ökosystem gehört. Ein zweites Argument wäre, dass viele Arten entbehrlich für das Ökosystem sind, es also keinen "objektiven" Grund gibt, sie zu erhalten.

Ich hoffe, ich konnte helfen. Schreib morgen gerne mal, wie es lief. Ich bin sicher, das würde einige hier sehr interessieren.
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#435001
 
Oxndls obxjd
Schüler | Hessen
13.06.2021 um 14:45 Uhr
Danke für die ausführliche Anteort! Ich werde morgen ein Update geben, wie es gelaufen ist und was drankam.

Eine Frage hätte ich noch, und zwar hat ja jedes Individuum seit der Zeugung (nach der Kirche) oder auch später eine Menschenwürde. Beim Klonen entsteht ja ein neues Individuum also müsste es doch automatisch eine besitzen? Oder geht es um die gleiche DNA? Kenne mich da nicht so aus..

Und warum sagt Kant das mit den unehelichen Kindern?
Heißt das auch, dass nur diejenigen Würde besitzen, die moralisch handeln oder hab ich das falsch verstanden?
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#435013
 
Turquoise
Schüler | Baden-Württemberg
13.06.2021 um 15:58 Uhr
Zu deiner ersten Frage: Nach unserem Grundgesetz hast du recht. Jeder Mensch bekommt die Menschenwürde zugesprochen, einfach weil er existiert. Dazu muss er sonst nichts leisten. Insofern müsste auch jeder Klon eine Menschenwürde besitzen. Da geht es nicht um die DNA, sondern einfach darum, dass du ein Individuum mit einer "Seele" (bzw. nach Kant: ein vernünftiges Individuum) bist.

Das "Schöne" an Kant ist, dass bei ihm alles mehr oder weniger zusammenhängt. Hat man es einmal verstanden, dann ist es gar nichtt so schwer. In Kants Menschenbild ist der Mensch gesteuert von seiner Vernunft. und weil er vernünftig ist, hat er die Fähigkeit dazu, sich sogenannte Maximen zu setzen (ich glaube, das hatte ich schon erwähnt). Das hängt wiederum mit dem kategorischen Imperativ zusammen, denn für Kant handelt nur der moralisch, der den kategorischen Imperativ befolgt, und um diesen befolgen zu können, musst du dazu in der Lage sein, dir Maximen zu setzen. Also ist nur der zu moralische Handeln fähig, der auch Vernunft besitzt. Und aus dieser Fähigkeit, moralisch zu handeln, leitet Kant jetzt die Menschenwürde ab. Das heißt, der Mensch besitzt einen "inneren Wert" und ist "Zweck an sich". Die Würde hat prinzipiell keinen Preis. Du hast also fast recht: Nach Kant besitzen nur diejenigen eine Würde, die theoretisch in der Lage wären, moralisch zu handeln. Ob sie dies dann aber auch tun, steht auf einem anderen Blatt.

Und zu der Sache mit den Kindern: Zu Kants Zeit gab es relativ viele Kindstötungen, da eine Frau in der Gesellschaft quasi ruiniert war, wenn sie ein uneheliches Kind hatte. Damals ging es also eher weniger ums Abtreiben, sondern eher um das Töten von Säuglingen. Für Kant leitete sich die Menschenwürde also nun aus den Eltern ab: wurde ein Kind freiwillig und ehelich gezeugt, dann hatte es ab der Zeugung eine Würde, ansonsten nicht. Das ist heute natürlich nicht mehr wirklich nachvollziehbar, aber passt halt in den damaligen Zeitgeist. Dadurch war es laut Kant eben "nicht so schlimm", wenn eine Mutter ihr uneheliches Kind nach der Geburt tötete, da es ja ohnehin keine richtige Würde besäße.
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#435017
 
Oxndls obxjd
Schüler | Hessen
14.06.2021 um 12:33 Uhr
Also es kam übrigens etwas mit Organtransplantation dran. Es ging um die Forschung, bei der man menschliche Stammzellen in einen tierischen Schwein-Embryo einbringt und dann in die Gebärmutter der Sau einsetzt. Dadurch bilden sich Gewebetypen und man kann sogar Organe züchten. Die Kritik daran ist dass Mischwesen entstehen und das ausufern kann wenn man zb statt einem Schwein nahe Verwandte wie Menschenaffen nimmt.

Dazu sollte ich die Ethik Kants und des utilitarismus heranziehen, wie sie das beurteilen würden.

Dann sollte ich noch eigene Meinung und Dignitas Personae heranziehen.
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#435036
 
marie...
Schüler | Sachsen
12.11.2021 um 16:08 Uhr
Könntest du mir bitte Kants Meinung zum Thema Abtreibung äußern, bzw. deine Notizen dazu schicken, wenn du das schon im Unterricht gemacht hast ?smile
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#436695
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BBCodes